Kennst du das? Kaum sieht jemand deinen Babybauch, werden ungefragt Ernährungstipps verteilt wie Werbezettel in der Fußgängerzone. 80 % davon? Reiner Bullshit. Zeit, mal ordentlich aufzuräumen!

Herzlich-Willkommen bei einer Runde BULLSHIT-BINGO in der Schwangerschafts-Edition !

Bullshit-Bingo Ernährung in der Schwangerschaft

1. „Jetzt musst du für zwei essen!“

Ah ja, klar! Und dein Baby braucht dann wohl auch zwei Pizzen und eine Extraportion Eis? Die Wahrheit: Dein Kalorienbedarf steigt steigt gar nicht so stark, vor allem nicht in der ersten Schwangerschaftshälfte – was wirklich zählt, ist die Nährstoffqualität. Also weniger „mehr essen“, dafür mehr „besser essen“! Studien zeigen, dass der Energiebedarf erst ab dem zweiten Trimester leicht steigt – um etwa 250 bis 500 kcal pro Tag. Viel wichtiger als Quantität ist eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen wie Folsäure, Spurenelementen wie Eisen und essentiellen Fettsäuren wie Omega-3-Fettsäuren. So kannst du die Entwicklung des Babys optimal unterstützen.

2. „Ein Gläschen Wein schadet doch nicht!“

Sorry, aber nein. Kein einziger Tropfen Alkohol in der Schwangerschaft ist sicher – Punkt. Auch wenn Tante Erna damals noch Eierlikör genippt hat und „alle gesund geblieben sind“. Alkohol passiert die Plazentaschranke ungehindert und kann bereits in kleinen Mengen das fetale Alkoholsyndrom (FAS) verursachen, das mit geistigen und körperlichen Schäden einhergeht. Selbst geringe Mengen beeinflussen die Gehirnentwicklung deines Babys negativ.

3. „Milch trinken, damit dein Baby starke Knochen bekommt!“

Kalzium ist wichtig – aber wer hat gesagt, dass es nur in Milch steckt? Brokkoli, Mandeln und Sesam liefern es auch. Dein Baby verlangt nicht nach Kuhmilch, sondern nach guten Nährstoffen. Studien zeigen, dass eine ausgewogene Ernährung mit kalziumreichen pflanzlichen Lebensmitteln genauso effektiv für die Knochengesundheit ist wie Milchprodukte. Zudem liefern grüne Gemüsesorten zusätzlich wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe.

4. „Kaffee ist total verboten!“

Entspann dich. Bis zu 200 mg Koffein pro Tag sind okay – das entspricht etwa 1–2 Tassen Kaffee. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass ein moderater Koffeinkonsum in der Schwangerschaft unbedenklich ist. Allerdings wird Koffein nicht so schnell verstoffwechselt, weshalb es sich empfiehlt, den Konsum im Auge zu behalten. Studien deuten darauf hin, dass hohe Mengen (>300 mg pro Tag) mit einem leicht erhöhten Risiko für Fehlgeburten oder niedriges Geburtsgewicht verbunden sein können.

5. „Bloß nichts Saures, das macht das Baby sauer!“

Was genau soll das bedeuten? Dass dein Kind mit schlechter Laune auf die Welt kommt? Zitronen und Co. versorgen dich mit Vitamin C – dein Baby wird also höchstens besonders fit, nicht fuchsteufelswild. Vitamin C unterstützt die Eisenaufnahme, stärkt das Immunsystem und ist essentiell für das Wachstum des Babys. Es gibt keinerlei wissenschaftliche Grundlage für die Behauptung, dass saure Lebensmittel einen Einfluss auf das Temperament haben.

6. „Scharfes Essen führt zu vorzeitigen Wehen!“

Nein ! – höchstens zu Sodbrennen. Wenn du scharf gewohnt bist, kannst du auch schwanger weiterhin deine Gerichte mit Chili ordentlich up-spycen – dein Baby kriegt davon keine Panikattacke. Studien zeigen, dass Capsaicin (der scharfe Wirkstoff in Chili) keine direkten Auswirkungen auf die Gebärmutter hat. Allerdings kann scharfes Essen bei empfindlichen Schwangeren den Magen reizen oder Sodbrennen verstärken – das ist aber eine individuelle Reaktion und kein medizinisches Risiko. Außerdem gibt es viele Länder, in denen traditionell sehr scharf gegessen wird, zum Beispiel in Indien, Thailand oder Mexiko. Dort sind gesunde Schwangerschaften mit scharfem Essen völlig normal – ein weiteres Indiz dafür, dass dieser Mythos unbegründet ist.

7. „Zucker macht dein Baby hyperaktiv!“

Nope. Zucker ist kein Power-Knopf für Babys. Klar, zu viel ist ungesund, aber dein Kind fängt nicht plötzlich im Bauch an zu Breakdancen, nur weil du ein Stück Kuchen gegessen hast. Der Mythos basiert auf der Fehlannahme, dass Zucker einen unmittelbaren Einfluss auf das Verhalten hat – tatsächlich beeinflusst er aber nur den Blutzuckerspiegel. Eine dauerhaft hohe Zuckerzufuhr kann jedoch das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes erhöhen, was wiederum Folgen für das Baby haben kann.

8. „Avocados? Die sind doch viel zu fettig!“

Oh, wie schade – dann müssen wir jetzt auch Nüsse und Oliven „verbieten“? Gesunde Fette sind essentiell, auch in der Schwangerschaft. Also genieß deine Avocado – dein Baby freut sich über die Omega-3-Fettsäuren. Diese sind wichtig für die Gehirnentwicklung und können sogar das Risiko für Frühgeburten senken. Studien zeigen, dass Schwangere mit einer ausreichenden Omega-3-Zufuhr häufig Kinder mit besserer kognitiver Entwicklung bekommen.

9. „Kräutertee ist total gesund – immer trinken!“

Naja, kommt drauf an. Nicht alle Kräuter sind schwangerschaftsfreundlich – Salbei und Pfefferminze können wehenfördernd wirken. Diese solltest du nicht literweise trinken. Während Kamille oder Ingwertee in Maßen unbedenklich sind, können bestimmte Kräuter wie Beifuß, Wermut oder Süßholz tatsächlich negative Effekte auf die Schwangerschaft haben. Du solltest dich also immer erst informieren, bevor du zur Teekanne greifst! (Solltest du nach deiner Schwangerschaft Stillen, bleibt das Thema Tee übrigens präsent, da gehts dann um die Milchbildung)

Fazit: Entspann dich & iss bewusst!

Die meisten Ernährungsmythen halten sich hartnäckiger als ein Kaugummi unter der Schuhsohle. Informier dich, hör auf deinen Körper und lass dich nicht verrückt machen. Dein Baby braucht keine Dogmen, sondern eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung – und eine entspannte Mama. 💛